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Weinland Spanien

Spanische Weinregionen

Spanien hat eine Fläche von 505.990 km2 und ist in 17 Autonome Regionen aufgeteilt. In ganz Spanien wird Wein angebaut. Neben den ca. 70 geschützten Weinbauregionen (Denominaciones de Origen Protegida/DOP) und 15 Vinos de Pago (VP), die neue Bezeichnung für Lagenweine, besitzt Spanien ein riesiges Potential an Landweinen (VdT).

Die bedeutendsten geschützten Regionen für spanische Rotweine sind:

D.O.Ca. La Rioja,

D.O.Ca. Priorat,

D.O.P. Ribera del Duero,

D.O.P. Toro,

D.O.P. Navarra,

D.O.P. Jumilla

nur um die wichtigsten zu nennen.

Spanische Weißweine werden angebaut in den Regionen

D.O.P. Rueda und

D.O.P. Rias Baixas in Galizien.

Geht man ins Detail, so zeigt sich die enorm dynamische Entwicklung im spanischen Weinbau in vielen Regionen. Jahrzehntelang war die D.O.Ca Rioja das absolut führende Qualitätsweingebiet Spaniens. Wer einen hochwertigen spanischen Rotwein wollte, der suchte nahezu automatisch in der Rioja. Bis heute gilt die Region, was Bekanntheitsgrad, Popularität und Anzahl der herausragenden Weine betrifft, als wichtigstes Qualitätsweingebiet Spaniens, auch wenn inzwischen viele andere Regionen aufgeholt haben und ebenfalls Spitzenweine vorweisen. Seit 1991 trägt die Region die Bezeichnung "Denominación de Origen Calificada" (D.O.Ca.) — Ehre und Verpflichtung zugleich.

Mit rund 60.000 Hektar Rebfläche hat die Region ein breites Spektrum an Weinen anzubieten. Der Weinfreund findet sowohl leichte, preiswerte Weine für jeden Tag ebenso wie herausragende Weltklasseweine, die international höchste Bewertungen erzielen. Die Entwicklung der vergangenen beiden Jahrzehnte hat in der Rioja zu unterschiedlichen Stilrichtungen geführt. Die klassischen, traditionellen Weine bestehen aus einem Verschnitt mehrerer Sorten, meist mit einem Tempranillo-Anteil von über zwei Drittel. Sie werden oft sehr lange im Holzfass ausgebaut und ergeben feine, geschmeidige und elegante Weine. In guten Jahren besitzen sie ein außergewöhnliches Alterungspotential. Modernere Riojaweine reifen eher kürzere Zeit in neuen Eichenbarriques und schmecken fruchtbetonter und körperreicher. Geblieben sind bei allen hochwertigen Riojas die einzigartige, terroirbedingte frische, lebendige und durchaus säurebetonte Art.

Vorwiegend reinsortige Tempranillos mit voller, tiefer Frucht sind die Stärke der etwa 20.000 ha großen D.O.P. Ribera del Duero in Castilla y León. Das erst 1982 als D.O.P. anerkannte Anbaugebiet schreibt als einzige geschützte Herkunft einen Mindestanteil von 70 Prozent Tempranillo an all seinen Weinen vor. Ribera del Duero nahm in den 80er Jahren einen ungeheuren Aufschwung als zweite Region – neben der vorher unangefochtenen Rioja - mit sehr hochwertigen Rotweinen. Extreme Bedingungen auf der Hochebene mit starken Schwankungen zwischen Tag- und Nachttemperatur sowie oft unberechenbaren Klimaumschwüngen machen den Winzern die Arbeit nicht leicht. Karge, an den Hängen sehr kalkhaltige Böden bringen tiefe, langlebige "Tintos" hervor, die Farbe, Gerbstoffe und Körper auf erstaunliche Weise mit Finesse verbinden können. Viele der heute berühmtesten und teuersten Weine Spaniens stammen aus den Weinbergen entlang des Duero-Flusses, wo innerhalb von 25 Jahren die Zahl der eigene Weine füllenden Bodegas von 6 auf 250 gestiegen ist. Einer der berühmtesten Weine der Welt überhaupt, „Vega Sicilia Unico“ gehört zu dieser hoch angesehenen Weinregion.

Als dritte Herkunft im Bunde der besonders hochklassigen Anbaugebiete wurde zu Beginn der 90er Jahre die bis heute nur 1.700 ha kleine D.O.Ca. Priorato wiederentdeckt. Vor Jahrhunderten ein Rebenmeer in klösterlichem Besitz, war die bizarre Gebirgslandschaft weitgehend in Vergessenheit geraten. Auf den extrem kargen und schwer zu bearbeitenden Hängen mit hohem Schiefer- und Quarzanteil (licorella“), bestockt mit alten Garnacha- und Cariñenareben, wollte kaum noch jemand arbeiten, solange die Trauben schlecht bezahlt wurden. Nachdem jedoch die ersten großartigen, körperreichen und mineralischen Weine von Pionieren des modernen Priorat gefüllt waren, gab es auch hier einen Investitionsboom, der eine kleine, feine, exklusive Weinwelt entstehen ließ, in der viel experimentiert wird und die auch umliegende Bereiche wie die D.O.P. Montsant in ihre dynamische Qualitätsentwicklung eingebunden hat.

Aus der D.O.P. Toro im Westen von Valladolid stammen mit die kräftigsten Tempranillo- Rotweine Spaniens. Viele Spitzen-Erzeuger aus anderen Gebieten haben den Wert des Terroirs erkannt und etwa ab 1995 erhebliche Mittel in die Region um das beschauliche Kleinstädtchen Toro am Duero fließen lassen. Die dichten, körperreichen Weinmonumente mit intensiver Frucht und manchmal etwas floralen Aromen wachsen nur wenige Kilometer westlich von Ribera del Duero, sind jedoch vom Typ her deutlich verschieden. Die Tempranillorebe heißt hier übrigens Tinta de Toro. Ihr Klonenmaterial unterscheidet sich mit kleinbeerigen, dickschaligen Trauben unverkennbar von anderen Tempranillos.

Geht man in der Reihe der neueren „Wiederentdeckungen“ von alten Rotweinregionen weiter, so folgt mit El Bierzo das nord-westlichste der besonders beeindruckenden Anbaugebiete. Die Hauptrebsorte Mencía bringt hier auf teils sehr steilen Hängen mit unterschiedlichen Böden besonders mineralische, hochkomplexe Weine hervor. Eine Reihe ambitionierter Kellermeister aus anderen Teilen Spaniens sind hierhergekommen, um reifefähige, charaktervolle Weinpersönlichkeiten zu formen. Ähnlich wie im Bierzo ergeht es derzeit der erst im vergangenen Jahr anerkannten D.O.-Region Tierras de León mit beachtlichen Weinen aus der im Ausland noch fast unbekannten hochwertigen Rebsorte Prieto Picudo.

Wie Toro oder Ribera del Duero liegt die rasch wachsende D.O.P. Rueda mit fruchtigen, modernen Weißweinen ebenfalls am Duero — neben dem Ebro der wichtigste Weinfluss des Landes. Rueda ist das beste Beispiel für das spanische Weißweinwunder, denn die duftig-pikanten Weine, vorwiegend aus der Rebsorte Verdejo, repräsentieren einen lebendigen, sommerlich-erfrischenden Weißweintyp, wie man ihn vor 25 Jahren in Spanien noch gar nicht kannte. Erste Weißweinregion, die international aufhorchen ließ, war allerdings die D.O.P. Rias Baixas an der Küste Galiciens. Vor allem die Albariñorebe steht hier für belebende, aber doch cremig-zarte Weißweine von hoher Qualität, die ausgezeichnet zu Fischen und Meeresfrüchten passen. Eine weitere Weißweinregion, die D.O.P. Valdeorras im Landesinneren Galiciens, hat in jüngster Zeit vor allem mit Weinen der Rebsorte Godello aufhorchen lassen. Hervorragende Weine und gute Alltagsweine findet man natürlich auch in vielen Anbaugebieten, die eine weniger spektakuläre Entwicklung genommen haben.

Die D.O.P. Navarra grenzt an Rioja und galt lange als der „Kleine Bruder“ der bekanntesten spanischen Region. Damit wird man aber ihrer Eigenständigkeit nicht gerecht. Navarra hat in vielen Fällen heimische Sorten mit internationalen Reben wie Cabernet-Sauvignon oder Merlot vermählt. Das Klima im nördlichen Teil des Anbaugebiets erlaubt zudem die Produktion von frischen Weißweinen und süßen Weinen aus der Rebsorte „Moscatel de grano menudo“, die in den vergangenen Jahren vermehrt Aufmerksamkeit erregt haben. Berühmt sind freilich auch die intensiv-aromatischen Roséweine, die "Rosados", vor allem aus der für die Region typischen Sorte Garnacha.

Eine Sonderstellung unter den spanischen Weinbaugebieten nimmt die D.O.P. Penedés in Katalonien ein, weil hier 98 Prozent aller Cavas hergestellt werden. Doch nicht nur Schaumweine, auch rote und weiße Stillweine sind von erster Qualität, da hier der "moderne" Weinbau schon seit vielen Jahrzehnten zu Hause ist.

Südlich des Iberischen Scheidegebirges breitet sich die Autonomie Castilla-La Mancha mit D.O.P.-Gebieten wie La Mancha, Valdepeñas, Uclés oder Manchuela aus. In der Weite des Landes wuchsen vor allem in der riesigen D.O.P. La Mancha (191.000 ha Rebfläche) jahrzehntelang vor allem exzellente Sektgrundweine für den Export, frische sowie holzgereifte Weißweine und erdige, unkomplizierte Tintos. Es gibt sie bis heute, doch nirgendwo sonst in Spanien hat die Umstrukturierung von Weinbauflächen deutlichere Spuren hinterlassen als in der Heimat Don Quijotes. Entstanden sind viele moderne Weine mit spanischen und internationalen Rebsorten sowie eine ganze Reihe neuer, anspruchsvoller Weinbauprojekte vor allem in Höhenlagen über 700 Meter. Neben den traditionellen Sorten Tempranillo und Airén sind nun auch Cabernet-Sauvignon, Viognier und Syrah hier zuhause. Viele angesehene Bodegas aus dem Norden, vor allem aus Rioja und Ribera del Duero, haben inzwischen in Castilla–La Mancha investiert und füllen hier moderne Rebsortenweine ab.

Die Levante, also die Region um Valencia und Alicante, lieferte jahrelang vor allem farbkräftige, alkoholstarke Fassweine in andere spanische Regionen und in nördliche Exportländer wie Deutschland oder Frankreich. In den vergangenen 10 Jahren jedoch haben recht ausgedehnte Anbaugebiete wie die D.O.P. Herkünfte Jumilla, Utiel-Requena, Yecla oder Alicante eigenes Profil entwickelt. Muskulöse, gerbstoffbetonte Weine mit erdigem Charakter entstehen aus den Rebsorten Monastrell und Bobal. Sie sind oft erstaunlich preiswert. Andererseits erreichten die Feinsten unter ihnen international bereits höchste Bewertungen.

Andalusien wartet mit einer völlig eigenständigen Weinwelt auf. Die wohl einmaligen Finos, Manzanillas, Amontillados und Olorosos aus der D.O. Jerez sind in der Provinz Cádiz beheimatet. Die Rebsorte Palomino, Meeresluft, Hefeflor, das Zusetzen von Weinalkohol und die Reifung durch das Solerasystem (vertikales Umfüllen von einer Fassreihe in die andere) tragen zu einer ganz eigenen Welt von ausdrucksstarken Weinen bei, die nicht nur als Aperitif getrunken werden wollen. Etwas weiter im Landesinneren reifen im trockenheißen Klima der D.O. Montilla-Moriles ähnliche Weine aus der Rebsorte Pedro-Ximenez. Die an in der Luft getrockneten Trauben gewonnenen, besonders süßen PX-Weine gehören zu den großen Spezialitäten unter Spaniens Süßweinen. Dabei gerät auch wieder die traditionsreiche D.O. Malaga in den Blick, die viele Jahrzehnte ein wenig im Abseits stand und nun mit einigen Weinen an ihre große Vergangenheit berühmter Süßweine anknüpft.

Mit den genannten Anbaugebieten ist Spaniens Weinwelt, die mittlerweile über 70 D.O.-Regionen zählt, noch lange nicht vollständig beschrieben. Die Extramadura mit der recht neuen D.O. Ribera del Guadiana, Aragón, wo sich die kleine D.O.P. Somontano auf internationale Rebsorten spezialisiert hat, das Baskenland, die Balearen mit Mallorca und die Kanarischen Inseln halten weitere Überraschungen mit ungewöhnlichen Böden und autochthonen Rebsorten bereit. Schließlich dürfen die Landweingebiete nicht vergessen werden, die als Vinos de la Tierra (VdT) eigenen Gebietsschutz genießen, aber nicht zu den D.O.-Qualitätsweinen gehören. Unter diesem Dach erzeugen Bodegas, die nicht in D.O.-Gebieten liegen, teilweise ganz hervorragende, international anerkannte Weine.

 

Quelle: ICEX Informationsdossier, Spanische Wirtschaft- und Handelsabteilung 09